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Ochsenweg / Hærvejen
Nach dreijähriger Planung, Kartierung und Beschilderung, im Rahmen einer
Beschäftigungsförderungsmaßnahme wurde der Ochsenweg von Wedel nach Flensburg im Sommer
1998 eröffnet. Ab der dänischen Grenze geht der Ochsenweg in den Hærvejen bis nach
Engesvang (250 km) über.
In Uetersen bzw. hinter Rendsburg teilt sich die Streckenführung in zwei Trassen. Die
westliche Wegeführung über Itzehoe und die östliche über Bad Bramstedt und
Neumünster. Ich wohne in Tornesch und der Ochsenweg führt 500 m vor meiner Haustür
entlang - da bot sich die Ost-Route für mich an.
 
Planung
Geplant hatte ich eine fünftägige Tour über den Ochsenweg von Tornesch nach Flensburg,
von dort über den Ostseeküstenradweg nach Travemünde und zurück nach Tornesch (ca. 650
km).
In Schleswig-Holstein hat der Radtourismus noch einen sehr geringen Stellenwert. Das
Übernachten ist nicht einfach. Preisgünstige Möglichkeiten in Gasthöfen, Pensionen
oder Privatzimmern sind selten. In der Regel braucht der Radtourist eine
Übernachtungsmöglichkeit für eine Nacht - aber da sind die Vermieter meist unflexibel.
Campingplätze sind in Schleswig-Holstein fast an jedem See und den Küsten zahlreich
anzutreffen. Deshalb hatte ich mich für diese Tour auch für Camping entschieden.
Radfahren und Camping ist eine passende Kombination, der Nachteil ist die schwere
Ausrüstung. Nach einer gewichtsoptimierten Packliste kam ich auf ein Reisegewicht von 125
kg - bei zweidrittel Eigengewicht. Ich bin am 26.06.99 den Ochsenweg gefahren. Der
Wetterbericht vom Vortag hatte mindestens zwei tolle Sommertage versprochen. Nach einem
viel versprechenden Sonnenaufgang folgten ab dem späten Vormittag 9 Stunden Dauerregen.
Seitdem halte ich von Wettervorhersagen genauso wenig wie von Horoskopen.
Vom Wetter im Stich gelassen, dem alleine fahren überdrüssig und einem durch einen Sturz
schmerzenden Knöchel, habe ich mich in Flensburg spontan in den Zug gesetzt und bin
wieder nach Hause gefahren. Mit dem Vorsatz, den Ostseeküstenradweg mit Partner im Sommer
2000 nachzuholen.
 
Ochsen?-Trieb bei Langeln um 5:45 Uhr
Ochsenweg - Kartenmaterial
Bei der Wahl des Kartenmaterials hatte ich 1999 keine große Auswahl. Als einziger Anbieter
war
mir die Bielefelder Verlagsanstalt mit der Karte "Ochsenweg" aus der Reihe
Bielefelder Radkarten (ISBN 3-870732-38-5) im Maßstab 1:75' bekannt. Die Karte
gab es
bereits in der zweiten Auflage. Der erste Eindruck war nicht überzeugend - nur 30%
Kartenmaterial, dafür viel Text, Fotos von Insekten und Werbung von der DB.
In der Praxis war ich von der Karte aber begeistert. Alle größeren Städte sind mit
einer extra Karte im großen Maßstab vertreten, das war sehr hilfreich. Auch die Hinweise
zu Sehenswürdigkeiten am Kartenrand mit Markierungen in der Karte waren sehr informativ.
Und der historische Hintergrund des Ochsenweges auf den Kartenrückseiten hat die Pausen
kulturell bereichert. Fazit: sehr empfehlenswert!
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Ochsenweg - Beschilderung
Die Beschilderung besteht aus drei unterschiedlichen Schildertypen. Manchmal findet man
große Tafeln mit Entfernungskilometern. In Ortschaften und an großen Kreuzungen wurden
gut sichtbare Schilder im 20x40cm-Format aufgestellt. Die Hauptbeschilderung besteht aus
10x15cm-Schildern. Der Richtungspfeil ist so gestaltet, dass man erst aus ca. 10m
Entfernung erkennt, wo es lang geht. In der Praxis bedeutet das, beim Auftauchen eines
Schildes auf Schrittgeschwindigkeit abbremsen!
75% des Schildes bestehen aus Logo - hätte man das Schild um 90° gedreht und das
Verhältnis Logo / Richtungspfeil vertauscht, hätte man eine vorbildliche Beschilderung
realisiert.
Als Hauptfahrtrichtung wurde scheinbar die Nord-/Südroute geplant. In
entgegengesetzter
Richtung, wie ich gefahren bin, wurde bei der Beschilderung gespart. Bei unklarem Verlauf
der Strecke hat ein Blick nach hinten meist die Bestätigung zur Routenführung gebracht.
Da der beschilderte Ochsenweg noch sehr jung ist, sind die Schilder in einem sehr guten
Zustand. Zugewachsene, verschmutzte oder demontierte Schilder waren nicht vorhanden.
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Strecke
Die damalige unbefestigte Piste wurde im Laufe der Zeit zum größten Teil in
Hauptverkehrsstraßen ausgebaut. Ein Teil der beschilderten Tour verläuft auf der
historischen Trasse. Der Rest verfolgt die Trasse im Zickzack-Kurs auf Nebenstraßen,
land- und forstwirtschaftlichen Wegen und teilweise auch auf Reitwegen(!). Auf manchen
Abschnitten muss das Rad auf unbefestigten Sandpisten geschoben werden. Es gibt unterwegs
zahlreiche schmale Durchfahrten und Brücken, dass die Mitnahme eines zweispurigen
Anhängers nicht empfehlenswert ist.
Die auffälligsten geschichtlichen Sehenswürdigkeiten sind zahlreiche 5000 Jahre alte
Grabhügel und 1000 Jahre alte Erdwälle und Geschützstellungen.
Der Ochsenweg ist nicht sehr frequentiert. Trotz Hauptreisezeit Juni/Juli bin ich auf der
gesamten Strecke keinem Fernradler begegnet. Auch der Zustand der unbefestigten Wege
machte den Eindruck, dass ich in diesem Jahr der erste war, der die Tour gefahren ist. In
der Karte sind zahlreiche Gefahrenstellen markiert. An einer unmarkierten Stelle, auf dem
letzten Stück zwischen Schuby und Sieverstedt, ist es zu einem folgenlosen Sturz
gekommen. Im Elmholz-Gehölz führt eine Holzbrücke über einen kleinen Bach. Die Brücke
macht um zwei Bäume herum einen Schlenker und auf der anderen Seite der Brücke geht es
steil bergauf. Um nicht an der Steigung absteigen zu müssen, holt man naturgemäß ein
bisschen Schwung... Vorsicht - bei Nässe ist es dort sehr rutschig!
FOTO
Reisedauer
Ich bin die Strecke Tornesch - Flensburg (207 km) auf dem Ochsenweg an einem Tag gefahren. Das fehlende
Stück Wedel - Tornesch beträgt ca. 30 km. Je nach Kondition und Kulturbegierde sollte
man 2 bis 4 Tage für diese Tour einplanen.
 
Ochsenhörner bei Dannewerk
Historisches
Der zweite Fernradwanderweg in Schleswig-Holstein führt zu den Spuren des historischen
Ochsenweges. Der Ochsenweg, auch Heerweg genannt, ist der älteste bekannte Fernweg des
Landes. Er stellte in der Zeit vor dem modernen Straßenbau im 19. Jh. die günstigste
Verbindung Nordjütlands mit Norddeutschland dar. Seinen Namen erhielt er nach den
Ochsenherden, die auf ihm zu Markte getrieben wurden. Er war aber ebenso der Weg von
Reisenden, Händlern, Pilgern, Handwerksburschen, fahrenden Volk, Soldaten und Königen.
Der Ochsenweg führte durch den mittleren Teil des Landes, die Geest. Mit Geschichten und
Erzählungen, bedeutender Stätten der Landesgeschichte und Ochsenmärkten ist er dort im
Bewusstsein der Bewohner immer noch gegenwärtig.
Quelle: Info-Kasten Rastplatz Brammer
 
Rastplatz Brammer
Nachtrag:
Anfang September 2004 bin ich an einem schönen Spätsommertag die West-Route
über Itzehoe bis Rendsburg gefahren. Mein Eindruck von damals, dass der
Ochsenweg nicht stark frequentiert ist, hat sich wiederholt. Auf den 120 km bin
ich wieder keinem Fernradler begegnet.
Der Zustand der Beschilderung war regionsabhängig unterschiedlich. Viele
Schilder wurden von Vandalen beschädigt und an zwei Stellen fehlten Sie an wichtigen Abzweigungen. Bedingt durch die
hohe Schilderdichte auf der Tour, merkt man aber relativ schnell, dass man
'falsch' ist. Ohne ergänzendes Kartenmaterial sollte die Tour nicht gefahren werden.
  Rastplatz bei Peissen |
  Hügelgrab |
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